Artikel in der Mitarbeitenden-Zeitung „Überblick“ der Itzehoer Versicherungen
Frank hat für die Mitarbeitenden-Zeitung „Überblick“ der Itzehoer Versicherungen einen Artikel über sein Hobby, den Amateurfunk geschrieben.
Grenzenlose Kommunikation im Feierabend
Von Uetersen in die Welt: Vertrauensmann Frank Wagner hat die Lizenz zum Funken
„CQ, CQ, CQ – this is DJ1FK with a general call and listening.“ Funkerlatein. CQ ist lautmalerisches Kürzel des englischen „seek You“, also „ich suche dich“, ein allgemeiner Ruf in den Äther. Es rauscht, raschelt, knackt. Frank Wagner dreht am Knopf seines Funkgerätes, wiederholt seinen CQ-Aufruf mehrere Male. Bis jemand antwortet. Spannend: Der Gesprächspartner kann sich aus Kayhude, Kanada oder sonst woher melden. In diesem Fall kommt eine Antwort von Peter (PA1XTNL) aus Holland: „Hello Frank, my QTH ist Amsterdam.“ QTH? Das ist der Standort des Funkers. Kurzer Austausch über Wetter, technische Daten. Dann beiderseits „73“, Funkerkürzel für „Thank you for this call and have a nice day.“
Frank Wagner hat sich einem im Wortsinn grenzenlosen Hobby verschrieben. Was für Laien auf den ersten Blick nur ein einfacher Draht ist, ist für ihn das Tor zur Welt: 23 Meter lang, gespannt in zehn Metern Höhe auf seinem häuslichen Grundstück in Uetersen – seine Antenne. Der Vertrauensmann (Agentursitz: Barmstedt) hat die Lizenz zum Funken. Im vergangenen Mai hat er den Aufstieg von der Ezur A-Lizenz geschafft. Das Amateurfunkzeugnis Klasse A gestattet ihm seither den Funkbetrieb auf allen zugelassenen Bändern mit maximaler Senderleistung. Acht Monate disziplinierten Lernens – von Gesetzeskunde bis zur Technik – hatte er auf sich genommen, bevor er die anspruchsvolle Prüfung vor der Bundesnetzagentur abgelegt hat.
May the sunspots be with us
Zu Hause im Dachgeschoss hat Frank Wagner seine Funkstation in einem großen Einbauschrank eingerichtet. Neben der Antennenanlage befindet sich der Sendeempfänger – Transceiver – das Herzstück seiner Amateurfunkanlage. „In meiner Jugend hatte ich CB-Funk genutzt und wollte schon immer zum Amateurfunk wechseln“, erinnert er sich. Vor vier Jahren wollte er an einer ersten Schulung teilnehmen, allerdings war ihm die regelmäßige Fahrt zum Schulungsort in Hamburg doch etwas weit. Dann funkten die Corona-Restriktionen dazwischen. Schließlich war es soweit: Frank Wagner machte sich ans Funkwerk und bestand die Prüfung für das Amateurfunkzeugnis Klasse E. „Die Kombination aus weltweiter Kommunikation, Hochfrequenztechnik, Antennenbau und vielen weiteren technischen Facetten fasziniert mich“, sagt er. „Man kann mit Menschen aus allen Kontinenten in Kontakt treten.“
Je größer die Entfernung zu Empfängerinnen und Empfängern, desto mehr technisches Know-how ist erforderlich – und meteorologisches Feingefühl. Die Qualitätsbedingungen des „Funkwetters“ hängen von Faktoren wie der lokalen Witterung oder der Position des Zentralgestirns ab: Der Sonnenstand beeinflusst genauso wie Jahreszeiten oder Sonnenflecken die Funkreichweiten: Schwankungen der Sonnenaktivität verändern auch die Ionosphäre der Erde. Man benutzt deshalb bestimmte Wellenlängen in der rund 300 Kilometer über dem Erdboden liegenden Ionosphäre: Hier werden Funkwellen reflektiert, weit entfernte Weltgegenden können erreicht werden. Daher heißt es in Funkerkreisen auch: „may the sunspots be with us“. Desgleichen gilt es, auch die Wetterbedingungen beim Empfänger zu berücksichtigen: Nachts ist eine Funkverbindung beispielsweise in die USA kaum möglich. Frank Wagner sind bereits Funkkontakte bis nach Australien und Brasilien gelungen.
Neben Technikbegeisterung spielt in der Amateurfunkerszene der Gedanke der Völkerverständigung eine große Rolle. über Staats-, Sprachund Religionsgrenzen hinweg kann der Amateurfunk zur Pflege von Freundschaften, der technischen Weiterbildung und der angewandten Forschung dienen. Nach dem Kodex gilt es, sich in der Kommunikation politisch und religiös neutral zu verhalten.
Funk-Contest: Auf Anhieb Platz eins
Geglückte Kontakte bestätigen sich die Gesprächspartnerinnen und -partner mit sogenannten QSL-Karten – früher per Post, heute meist digital und elektronisch ausgetauscht. Frank Wagners QSL-Sammlung umfasst allein für das vergangene Jahr knapp 200 solcher Bestätigungen. Der Funkamateurkalender verzeichnet zudem regelmäßige Wettbewerbe, beispielsweise das in Eckernförde veranstaltete Schleswig-Holsteiner Aktivitätswochenende des Deutschen Amateur-Radio-Clubs (DARC), der größten Vereinigung von Funkamateuren in Deutschland und Europa. Im Contest geht es darum, in einem festgelegten Zeitraum auf festgelegten Frequenzen Funkkontakte herzustellen. Bei seiner Wettbewerbspremiere im vergangenen Jahr hatte sich Frank Wagner auf Anhieb auf den ersten Platz gefunkt – und damit seinen DARC-Ortsverband Uetersen in der Rangfolge nach oben gezogen.
Daneben stehen Fielddays auf dem Programm, im August beispielsweise im Rahmen des International Lighthouse Lightship Weekends (ILLW). „Wir gehen zwei-, dreimal jährlich nach draußen und richten uns für zwei Tage am Pinnau-Sperrwerk oder in Hemdingen ein“, berichtet Frank Wagner. Diese Standorte bieten gute Rahmenbedingungen für große Reichweiten.
Weltweit Mitglied einer großen Familie
Amateurfunker schätzen auch die unmittelbare Klönrunde. „Wir treffen uns mittwochabends auf einer festgelegten Frequenz“, berichtet Frank Wagner. Daneben gibt es Ortsverbands- und Technikabende. „Man erzählt, womit man sich gerade beschäftigt, berichtet von technischen Problemen und Lösungen. Wir tauschen uns aus, helfen einander. Das ist häufig sehr inspirierend.“ Auch das ist Teil des HAM-Spirits. HAM ist die amerikanische Bezeichnung für Funkamateure. Dieses Gemeinschaftsgefühl ist umfassend: Auf einer Wandertour im Schwarzwald blieb er vor einem Haus stehen, am Dach fiel ihm etwas Besonderes auf: eine Butternut-Antenne, in Amateurfunkkreisen verbreitet. Der Hausbesitzer kam heraus, mit DARC-Pullover, darauf sein Rufzeichen. „Moin“, begrüßte ihn Frank Wagner und nannte sein Rufzeichen. Der Schwarzwälder bat ihn gleich herein, es folgte ein interessanter Austausch über die jeweiligen Funkerfahrungen. „Als Amateurfunker ist man überall Mitglied einer großen Familie“, so Frank Wagner.
Die Lizenz zum Funken
Wer im Amateurfunk aktiv werden möchte, muss bei der Bundesnetzagentur die Amateurfunkprüfung bestehen. Nach bestandener Prüfung erhält man dann das Amateurfunkzeugnis, die Zulassung zum Amateurfunk und ein international gültiges Amateurfunkrufzeichen (Frank Wagner: DJ1FK – D steht für Deutschland, J für den Familienhund Jerry, 1 für die Zahl am Kfz-Kennzeichen, F für Frank, K für Ehefrau Karin). Bedingung: Das Funken ist ein Hobby. Gewerbliche und wirtschaftliche Interessen sind ausgeschlossen. Es gibt derzeit zwei Amateurfunkklassen in Deutschland: die Einsteigerlizenz Klasse E mit Einschränkungen bei der Sendeleistung und den Amateurfunkbändern. Die Lizenzklasse A erlaubt den Sendebetrieb auf allen Amateurfunkbändern mit maximaler Sendeleistung. Ganz aktuell: Frank Wagner selbst ist ab September dieses Jahres Ausbilder im Hamburger Ortsverein E13 (Alstertal).
Nähere Infos rund ums Funken und den Weg dorthin gibt es beispielsweise beim DARC und dessen Ortsverbänden.